WILLKOMMEN in Archive des Helfens / ArchE
WILLKOMMEN in Archive des Helfens / ArchE
1955 erlangte Österreich wieder volle Souveränität und damit die Möglichkeit, seine Außenpolitik selbst und frei zu gestalten. Entkolonisierung, die Bildung antagonistischer Blöcke und die Umgestaltung von Abhängigkeitsbeziehungen zwischen sog. Industriestaaten und Entwicklungsländern prägten das internationale Szenario. Österreich wurde vom Empfängerland zu einem Geber von Entwicklungshilfe. Der Staat stützte sich dabei auf bestehende Netzwerke - vor allem die christlichen Missionen, aber auch politische internationale Netzwerke und Gewerkschaften - und überließ der Zivilgesellschaft weitgehend das Feld der Umsetzung von Hilfe. Beginnend mit dem Entwicklungshilfegesetz von 1974 bildete sich zunehmend ein eigenes staatliches Profil heraus, das mit der Gründung der Austrian Development Agency (ADA) 2004 seine gegenwärtige Form erhielt.
Das obige Bild zeigt die ersten fünf Entwicklungshelfer_innen aus Österreich, die 1961 - noch als "Missionshelfer" - von der Katholischen Landjugend nach Tanganyika entsandt wurden, bei ihrer Rückkehr 1964. 1961 reiste auch eine Oberösterreicherin auf Vermittlung der Kath. Frauenbewegung nach Korea und die Katholische Arbeiterjugend schickte eine Einsatzkraft nach Rhodesien.
Archive des Helfens - ArchE
Eine Gruppe von Lehrenden des Instituts für Internationale Entwicklung der Universität Wien hat es sich zur Aufgabe gemacht, gemeinsam mit Studierenden und Praktiker_innen die Geschichte der österreichischen Entwicklungshilfe bzw. Entwicklungszusammenarbeit (EH bzw. EZA) zu dokumentieren und ein digitales "Archiv des Helfens" aufzubauen.
Das "Archiv des Helfens" soll:
- Forschenden und Interessierten den Zugang zu Quellen und Dokumenten beschreiben und erleichtern; dafür stellen wir Erreichbarkeit sowie Art und Umfang der relevanten Dokumente in Archiven und Bibliotheken, von Medien, Organisationen und privaten Akteuren dar
- Texte aus Druckschriften, die schwer zugänglich sind, sowie graue Literatur digitalisieren und – bei Vorliegen der rechtlichen Zustimmung – über die homepage veröffentlichen
- Erzählungen von "Zeitzeugen" über die Homepage zugänglich machen
- Dokumente zu spezifischen Themen auswerten und das Ergebnis digital publizieren
- Nachlässe, Bildquellen etc. vor der Vernichtung bewahren und, sollte es dafür keine zuständige Stelle der Archivierung geben, im eigenen Depot aufbewahren.
Um diese Ziele zu erreichen, sprechen wir eben die Akteure, die die Vergangenheit der EH / EZA wesentlich geprägt haben, an, einen Beitrag zum Ausbau von ArchE zu leisten. Sende Sie uns:
- biographische Beiträge, Einsatzbeschreibungen, Erinnerungen und Anekdoten
- Hinweise auf Orte, in denen sich Dokumente und schriftliche Darstellungen von Projekten, Prozessen und Biographien finden
- bibliographische Hinweise
- eigene Texte wissenschaftlicher oder literarischer Art, für die Sie einer Veröffentlichung in ArchE zustimmen
Wir wissen recht gut, dass die Wurzeln dieses globalen Projekts des Helfens weit zurück in der Geschichte zu suchen sind: In der Bergpredigt, in der 17. und 57. Sure des Koran, oder in der kolonialen Entwicklungsplanung der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Als eigener Bereich der internationalen Politik und Wirtschaft ist Entwicklungshilfe allerdings ein Produkt der Neuordnung der Welt nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die Hilfe für die Dritte Welt, wie der westliche Diskurs die aussereuropäischen Gesellschaften und Regionen, die zum Ziel der "Entwicklungshilfe" wurden, in den 1950er und 1960er Jahren benannte, erwuchs aus der christlichen Mission, aus der Fortsetzung der kolonialen Herrschaft mit (teilweise) anderen Mitteln, und aus dem Wettstreit der beiden großen ideologischen Lager, dem "Kalten Krieg", der mit der Übernahme der globalen Hegemonie durch die USA verbunden war. Die zunehmend machtvolle Präsenz der Volksrepublik China in diesem Bereich globaler Politik (vor allem in Afrika) macht deutlich, dass diese Hegemonie brüchig geworden ist.
Für Österreich war vor allem die Präsenz zahlreicher Österreicherinnen und Österreicher in den Missionen in Afrika, Asien und Lateinamerika maßgeblich, sowie bis zu einem gewissen Grad Österreichs Rolle im Kalten Krieg. Die Anfänge sind durch eine kleine Zahl von Persönlichkeiten geprägt, deren Wirken bis heute Inhalt, Struktur, wichtige Akteure und Zielgruppen der ÖEZA bestimmt.